Stand 2. November 2023

4. Rentabilität, Liquidität, Stabilität

Zur Abfolge der Beurteilung ein kurzer Blick in die Literatur. Der HLBS hat 2022 sein bekanntes "Heft 14" in 9. Ausgabe veröffentlicht. Schriftleiter Dr. Rainer Paul Manthey, Steuerberater in München. Abfolge:

- Rentabilität und Faktorentlohnung
- Liquidität
- Stabilität und Risiko
In den "Arbeiten der DLG Band 194: Effiziente Jahresabschlussanalyse" von 1997 ist die Abfolge analog:
- Rentabilitätskennzahlen
- Liquiditätskennzahlen
- Stabilitätskennzahlen
Diese Schrift hat Dipl.-Ing. agr. Jan Krümmel bearbeitet, Unternehmensberater in Göttingen.
Schon 1984 war dies die Abfolge im Buch des Verlages Parey "Landwirtschaftliche Betriebswirtschaftslehre", herausgegeben von Prof. Leiber, Witzenhausen. Bearbeiter der Kennzahlen zum Jahresabschluss war Martin Steckel, Abteilungsleiter am Staatlichen Seminar für landwirtschaftliche Lehr- und Beratungskräfte im rheinland-pfälzischen Emmelshausen.

Nachdem die Cashflow-Lehre in den letzten Jahrzehnten perfektioniert wurde, ist die Liquiditätslehre insgesamt unternehmerorientiert neu zu durchdenken. Es ist angezeigt, auch in Investitionskonzepten und in Betriebsanalyse- und -planungs-Programmen für Berater und Fachschulen/Meisterausbildung auf die o.g. Linie einzuschwenken. Die früher oft gewählte Abfolge Rentabilität, Stabilität, Liquidität ist auf Dauer nicht tragbar, denn sie hat offenbar zur Meinung geführt, man könne die Liquidität erst beurteilen, wenn zuvor die bereinigte Eigenkapitalveränderung aus dem Bf-Jahresabschluss errechnet wurde - im Mittel also etwa 1 Jahr nach den Geschäftsvorgängen.

Richtig ist dagegen, dass der Unternehmer die Liquidität vorausschauend beobachten muss im Sinne des Finanzcontrollings. Wenn finanzielle Probleme gegeben sind, ist dies durch schriftliche Ausarbeitungen zu unterlegen. Der unterjährige Geldvoranschlag "LiquiVor" (innerhalb von JUP PS) beinhaltet dazu "schon immer" die Begriffe Geldrohüberschuss und Cashflow 3. Bei der Jahr-nach-Jahr-Planung ist zudem die Entwicklung der kurzfristigen Verbindlichkeiten zu prognostizieren, vor allem dann, wenn der Cashflow 3 negativ ist.

Controlling bedeutet immer den Vergleich mit einer Vorgabe. Das kann der ständige Vergleich mit dem Vorjahresmonat sein, der u.a. in Gartenbaubetrieben sehr geschätzt wird.

D400-1: Direkte Ermittlung der Liquidität / der Cashflows schon während des Jahres


Nach Vorliegen des Bf-Jahresabschlusses ist die Liquidität aufgrund des ordentlichen Ergebnisses zu beurteilen, gemeinsam mit der Rentabilität des Unternehmens und der Stabilität der Existenz.

D400-2: Indirekte Ermittlung der Liquidität / der Cashflows erst nach Vorliegen des Jahresabschlusses sowie der Rentabilität um Stabilität im WJ

Die Beurteilung der Stabilität wird durch diese Abfolge natürlich nicht drittklassig. Aber ob es gelingt, die Eigenkapitalbasis zu erhöhen, ist tatsächlich erst anhand des Jahresabschlusses zu ermitteln. Freilich lässt sich die Substanzmehrung bzw. -minderung mittels eines fundierten Betriebsplanes für den künftigen Jahresabschluss auch prognostizieren.

Die komplette Ausfüllung des abgebildeten Schemas wird im Kapitel „1. Der Kern der BWL für Unternehmer“ gezeigt.


4.1 Rentabilität

Die Kennwerte der Rentabilität (Wirtschaftlichkeit) betreffen allein das Unternehmen. Ausgangspunkt ist immer das ordentliche Ergebnis. Ohne längerfristige Rentabilität ist eine gute Liquidität und Stabilität nicht zu erreichen.

4.1.1 Anteil der Fixkosten am Gesamtdeckungsbeitrag in %

Schon anfangs der "traditionellen Unternehmensanalyse" sind Gesamtdeckungsbeitrag und Fixkosten der Betriebsstätte (ohne Kosten für Löhne, Pacht und Zinsen) leicht anzuzeigen. Die Definitionen hierzu sind im Kapitel 5 zu finden. Hier ein Beispiel mit drei Buchführungsjahren.
D 411 Betriebsanalyse und -planung JUP PS, Blatt Kurz-A, 3 WJ

Dieser Relativwert zeigt, wieviel die Fixkosten vom Gesamtdeckungsbeitrag (GDb) verschlingen. Eine Prozentzahl von über 40 % wird anzeigen, dass die Betriebsstätte schlecht ausgelastet ist. Der Unternehmer muss ggf. schnell versuchen, den GDb zu erhöhen. Die Fixkosten zu drücken, wird selten in kurzer Frist möglich sein. 
Das ist zwar kein tiefschürfender Kennwert, aber doch ein schneller Indikator hinsichtlich der Effizienz und Produktivität. Im Rahmen der Unternehmensbeurteilung wird gerne auch der Produktionsumfang betrachtet. Die Höhe des Gesamtdeckungsbeitrages ist dafür ein guter Kennwert.

4.1.2 Gewinnrate in %

Frage: Wieviel Prozent von 1.000 Euro Umsatz verbleiben als ordentliches Ergebnis? Rechentechnisch ist die Gewinnrate oder Umsatzrendite einfach zu ermitteln. Die Interpretation ist indes oft schwierig.

Bei Betrieben mit Lohnarbeitsverfassung für alle Arbeitskräfte liegt dieser Prozentwert oftmals im einstelligen Bereich. Es gibt aber auch hochrentable Unternehmen mit Fremdarbeitskräften, wie die Microsoft Company und die Deere Company. Das sind Programm- und Technikhersteller mit einer Gewinnrate von über 10 %.

In Betrieben mit Familienarbeitskräften muss die Gewinnrate ungleich höher sein als in Lohnarbeitsbetrieben, denn die Familie muss ja vom ordentlichen Ergebnis ihren Privataufwand samt Einkommensteuer bezahlen. Beispielsweise sollte der Milchviehbetrieb einer Familie mehr als 30 % Gewinnrate abwerfen, während man beim Milchviehbetrieb auf Basis von entlohnten Arbeitskräften schon mit 5 % Gewinnrate (im Mittel der Jahre) recht zufrieden sein kann.

Selbst innerhalb der Landwirtschaft sind große Unterschiede üblich. So sind die Gewinnraten in der Schweinemast generell niedrig im Gegensatz zu jenen der Milchkuhhalter. Das hängt mit dem Arbeitseinsatz zusammen. Für die Beurteilung der Gewinnrate ist folglich gut, wenn ein Horizontalvergleich ähnlicher Betriebe Referenzwerte bietet.

Bei großem Umsatz ist wichtig, dass die Gewinnrate wenigstens ein Plus als Vorzeichen hat. Grundsätzlich sind niedrige Gewinnraten kritisch, sie können leicht ins Minus fallen. Eine gute Gewinnrate ist indes jedenfalls unbefriedigend, wenn der Umsatz zu gering ist.

4.1.3 Rentabilität der Faktoren zusammen

Die Frage ist, inwieweit sich die Nutzung der eingebrachten Produktionsfaktoren (kurz Faktoren) in einem Unternehmen lohnt. Leicht zu kommunizieren ist die Faktorentlohnung im Einzelnen: das Einkommen aus Arbeit und die Verzinsung des Kapitals. Für die Landwirtschaft, bei der auch die Grundrente für die Bodennutzung zu errechnen ist, ergibt sich ein "Dreigespann der Rentabilität" (siehe unter 4.1.4). 

BWL-Kundige beurteilen gerne die Entlohnung der Faktoren zusammen. Zwei Kennwerte sind dafür im Gebrauch: die "relative Faktorentlohnung" und die "Nettorentabilität", beides in Prozent. Die relative Faktorentlohnung ist immer anwendbar, z.B. auch bei ausschließlich Fremdarbeitskräften. Für Unternehmen mit nur (oder fast nur) familieneigenen Arbeitskräften ist die "Nettorentabilität" beliebt, die Formel hierfür ist wesentlich einfacher.

Relative Faktorentlohnung in %
Dafür ist erstens das Betriebseinkommen zu errechnen:
   Betriebseinkommen = Ordentliches Ergebnis +bezahlte Löhne +bezahlte Pachten +bezahlte Zinsen

Zweitens sind die Faktorkosten für eigene und fremde Faktoren zu addieren. 
Schließlich bedarf es noch der Division. Der errechnete Prozentwert sollte über 100 Prozent liegen - im Mittel der Jahre.
  Relative Faktorentlohnung in %  =  Betriebseinkommen / Faktorkosten gesamt

Rel. Faktorentlohnung - 3 Buchführungsjahre
D 413-1: Betriebsanalyse- und -planung JUP PS, Blatt Kurz-A (Auszug)

Nettorentabilität in %
Hierfür kann das ordentliche Ergebnis direkt in den Zähler der Formel eingetragen werden. Bei den Faktorkosten sind nur Lohn-, Pacht- und Zinsansätze zu addieren. Für die Division gilt somit:
  Nettorentabilität in %  =  Ordentliches Ergebnis / Faktorkosten der eig. Produktionsfaktoren

Dieser Prozentwert sollte ebenfalls (im Mehrjahres-Mittel) über 100 Prozent liegen. Die landwirtschaftlichen Familienbetriebe erreichen im Durchschnitt oft nur 70 %. Nur die erfolgreicheren Landwirte haben die Chance, über 100 % zu liegen. Dabei ist freilich die Höhe des Lohnansatzes je Familien-AK ganz wesentlich. Die Standardannahme in der Landwirtschaft lag bisher oft bei 15 Euro je Stunde - als Arbeitskosten brutto, wovon auch die privaten Versicherungen und die privaten Steuern zu bezahlen sind.

Nettorentabilität - 3 Buchführungsjahre
D 413-2: Betriebsanalyse- und -planung JUP PS, Blatt Kurz-A (Auszug)

4.1.4 Rentabilität der einzelnen Produktionsfaktoren

Wie gesagt, sind die Faktorentlohnungen im Einzelnen leicht kommunizierbar. Für die Landwirtschaft, bei der auch die Grundrente für die Bodennutzung zu errechnen ist, ergibt sich ein "Dreigespann der Rentabilität".

Ein Landwirt kann aus der Grundrente je Hektar ersehen, ob diese wenigstens über der gezahlten "Pacht je gepachtetem Hektar" liegt. Im Mittel der Jahre sollte das der Fall sein. Schließlich trägt der pachtende Landwirt auch das Bewirtschafterrisiko.

In den meisten Unternehmen ist Arbeit zu leisten, sodann interessiert das Arbeitseinkommen. Das kann errechnet werden, indem vom ordentlichen Ergebnis für den Kapitaleinsatz ein Zinseinsatz abgezogen wird, z.B. 2 Prozent. In der Landwirtschaft ist auch ein Pachtansatz für die eigene landwirtschaftliche Nutzfläche abzuziehen. Die residuale Größe vermehrt um den gezahlten Lohn zeigt dann den Gesamtarbeitsertrag im Unternehmen.
Nach Umrechnung je Arbeitsstunde ist das Arbeitseinkommen sogar am Kaffeetisch gut kommunizierbar - auch mit Leuten, die nicht die BWL erlernt haben. Der Vergleich mit dem gesetzlichen Mindestlohn ist zwar nicht direkt möglich, aber er ist auch nicht ganz falsch. 

Entsprechend ist die Gesamtkapitalrendite oder -rentabilität (in %) zu errechnen.

Beispiel – das „Dreigespann“ für 3 Buchführungsjahre
D 414: Betriebsanalyse- und -planung JUP PS, Blatt Kurz-A (Auszug)

Die verwendeten Formeln sind jeweils bezogen auf den gesamten Einsatz eines Faktors:
   - auf das Gesamtkapital
   - auf die gesamten Voll-Arbeitskräfte und 
   - bei Landwirten auf die gesamte genutzte Fläche (in Hektar).

Besonders beim Kapital gibt es den Wunsch, auch die Eigenkapitalrendite auszuwerfen. Für Unternehmensbeurteilung ist jedoch von Vorteil, dass die Ausschläge bei der Gesamtkapitalrentabilität geringer sind als die der Eigenkapitalrentabilität. Die etwas gröbere Gesamtkapitalrentabilität reicht zur Beurteilung voll aus. Für ein Unternehmen ist halt wichtig, dass die Gesamtkapitalrentabilität größer ist als der (mittlere) Zinssatz des Fremdkapitals.

Bei manchem Gewerbe wird nur Kapital eingesetzt, z.B. bei einer Photovoltaik-Anlage. Die Formel wird dann ganz einfach. Ansonsten müssen immer eben zuerst die Ansätze für die Entlohnung der anderen Faktoren abgezogen werden.

 

4.2 Liquidität - inkl. nichtbetriebliche Einnahmen und Ausgaben 

Es wird die Zeitpunkt-Liquidität und die Zeitraum-Liquidität unterschieden. Die Zeitpunkt-Liquidität lässt sich erkennen an den kurzfristigen Verbindlichkeiten: Negativer Girostand und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Diese sollten max. 10 % des Umsatzes betragen. Wenn das Unternehmen (z.B. aus steuerlichen Gründen) aus mehreren Teilbetrieben besteht, ist natürlich ausgesprochen dumm, wenn im einen Teilbetrieb der Girostand negativ ist, im anderen gut positiv. Heutzutage kann so etwas mit einer entsprechenden Kontostand-App kontrolliert werden. 

Im folgenden ist bei dem Ausdruck "Liquidität" immer an die Zeitraum-Liquidität gedacht. Die Liquiditätsbeurteilung umfasst auch das Finanzcontrolling. Ein zentraler Begriff der Liquidität ist der Cashflow (direkt übersetzt: Geldfluss) ist in Deutschland ab etwa 1960 eingeführt worden. Typisch: Bei allen Cashflows bleiben die Abschreibungen außen vor. 

Nachdem sich die Cashflows verbreitet haben, bietet sich an, bei Beratungsgesprächen bald in die Liquiditätsbeurteilung einzusteigen. So wird die pädagogisch erwünschte „Spannungskurve“ während eines Beratungskontaktes hoch bleiben. 

Für die Liquidität sind die nichtbetrieblichen Einnahmen (Einlagen) und die nichtbetrieblichen Ausgaben (Entnahmen, z.B. für den Privataufwand) einzubeziehen. Es kann das ordentliche Ergebnis des Betriebs ungenügend sein, aber die Unternehmerfamilie sagt, "bei uns ist immer Geld im Haus". Vielleicht sind in so einem Fall in früheren Jahren größere Photovoltaik-Anlagen installiert worden. Besonders wenn solche Objekte ohne verbliebene Kredite sind, bieten sie u.U. erhebliche nichtbetriebliche Einnahmen. Andererseits beeinflussen nichtbetriebliche Ausgaben (z.B. private Ausgaben oder Ausschüttungen an Fusionspartner) den Kassen-/Girostand negativ.

4.2.1 Geldrohüberschuss aus laufender Geschäftstätigkeit

Dieser Kennwert ist schon während des Wirtschaftsjahres in der Buchführung verfolgbar. Für die Betriebsbeurteilung ist er um "Einmaleffekte" zu bereinigen: z.B. um Erlöse aus dem Abgang von Grundstücken und um nicht regelmäßige Zuschüsse. Die im Geldrohüberschuss ggf. enthaltenen "Privatanteile an den Betriebsausgaben" sind zu saldieren.

So wird aus dem erwirtschafteten Geldrohüberschuss aus laufender Produktion der "direkt ermittelte Cashflow aus operativer Tätigkeit", der auch als Cashflow 1 bezeichnet wird.


4.2.2 Die drei zentralen Cashflows für Unternehmer

Sie stellen eine Staffelrechnung dar:

Es gilt bei der Bf-Analyse: 

  Nichtbetriebliche Einnahmen = Bereinigte Einlagen

  Nichtbetriebliche Ausgaben   = Bereinigte Entnahmen

Oft ist der Cashflow 3 direkt gefragt. Dafür können die Cashflows 1 und 2 weggelassen werden:

 _ 0 Ordentliches Ergebnis bzw. geplanter Gewinn
   +  AfA betrieblich (wieder zugerechnet)

   +  Bereinigte Einlagen
    -  Bereinigte Entnahmen
    -  Tilgungen ("nach betriebsw. Grundsätzen")
   =  Cashflow 3



Cashflow 1

Das ist der Cashflow aus operativer Tätigkeit ". Es gibt gewerbliche Unternehmen, die diesen Kennwert veröffentlichen.

D 422-1: Presseinformation mit ausgewiesenem Cashflow - 2014






Cashflow 2

Nichtbetriebliche Einnahmen: Dazu gehören Einnahmen aus extra betriebener Tankstelle oder aus PV-Anlagen sowie die Mieteinzahlungen aus vermieteten Wohnungen. Derartige Einnahmen erhöhen natürlich im selben Umfang auch die - später zu besprechenden - Kapitaldienstgrenzen.      

Auf dem Betriebsgiro eingehende Zuflüsse aus neuen nichtbetrieblichen Krediten dürfen nie als Einkommen oder Einnahmen eingestuft werden. Rückerstattungen der Einkommensteuer sollten beim Aufwand für private Steuern saldiert werden.

Nichtbetriebliche Ausgaben, Privataufwand: Bei Familienbetrieben ist zu bedenken, dass die Entlohnung der Familien-Arbeitskräfte aus dem ordentlichen Ergebnis zu bestreiten ist. Entsprechend hoch ist also der Privataufwand, der u.a. private Versicherungen und private Steuern umfasst. Bei großen Firmen führen Ausschüttungen an die Unternehmenseigner dazu, dass der Cf 2 und damit das Ausmaß der selbst finanzierbaren Investitionen sinkt.

In der Steuerbuchführung vom Beispiel "Neubert" sind nur geringe "Sonstige Einlagen" von 3.608 Euro erfasst. Es wurden 46.000 Euro aus Einnahmen einer einer Photovoltaikanlage hinzubereinigt, die nicht auf dem betrieblichen Girokonto verbucht sind: 50.000 Euro vor Zinsen minus 4.000 Euro Zinsen.

Entnahmen für die Bildung von außerbetrieblichen Vermögen (inkl. Privatvermögen) sind selbstverständlich kein Verbrauch, so dass sie bei der Betriebsbeurteilung gleichfalls nicht angerechnet werden dürfen. Auch ein im Jahresabschluss ausgewiesene "Entnahmen für nichtbetriebliche Einkünfte" bedeuten oft keinen Verbrauch. Dahinter kann sich der Bau von zu vermietenden Wohnungen oder von Photovoltaikanlagen verbergen. Beides ist vermögenserhöhend, wenn auch außerbetrieblich.

Umgebuchte Ausgaben im Beispiel: Es wurden der Lebenshaltung innerfamiliäre Lohnaufwendungen zugeschlagen. Entsprechend ist das Unternehmen um 33.071 Euro Lohnaufwand entlastet worden.

D 422-2: Betriebsanalyse- und -planung JUP PS, Blatt Bf GNP (Auszug)


Cashflow 3

Hier sind nun die Tilgungen abzuziehen. Für die Betriebsbeurteilung sind diese "nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen" zu bearbeiten. Das heißt, dass weder eine Tilgungsaussetzung noch eine Sondertilgung berücksichtigt werden darf (weitere Erläuterungen zu den Tilgungen beim Thema "Kreditliste", Punkt 3.3.2).

D 422-3: Betriebsanalyse- und -planung JUP PS, Blatt Bf GNP (Auszug)

Die in der Steuerbuchführung ausgewiesenen Tilgungen sind meist manuell nachzubearbeiten. Den Buchstellen ist aber kein Vorwurf zu machen, denn die Tilgungszahlungen sind für die Errechnung des steuerlichen Gewinns schlichtweg irrelevant. Dementsprechend sind die betrieblichen und die nichtbetrieblichen Tilgungen (mind. grob) einzutragen, also z.B. auch diejenigen für PV-Anlagen.

Der Begriff Cashflow 3 hat übrigens - bei der Betriebsplanung - einen Vorläufer: „Zur Finanzierung verfügbarer Betrag“. 

4.2.3 Schema der Cashflows 1 bis 3

Folgendes Schema verdeutlicht die Cashflow-Staffelrechnung. Dem Cashflow aus operativer Tätigkeit" (Cashflow 1) geht jedenfalls der "Geldrohüberschuss aus laufender Geschäftstätigkeit" voraus. Auf dessen Basis ist bereits unterjährig der "direkt ermittelte Cashflow aus operativer Tätigkeit" ersichtlich.  

D 423 Cashflows 1, 2 und 3 - Schema

Die Cashflows haben übrigens einen wichtigen Vorteil: sie sind nicht so einfach zu manipulieren wie der Gewinn, der z.B. durch die AfA "gestaltbar" ist.

Wer (z.B. als Politiker oder Verbandsobmann) in den Aufsichtsrat oder den Beirat eines fremden Unternehmens gewählt wird, sollte von dort immer wieder dieselben ausgewählten Cashflows notieren. Sonst muss er als Vertrauensperson evtl. eines Tages feststellen, dass er die wahre Entwicklung des ihm anvertrauten Unternehmens nicht rechtzeitig erkannt hat. Laufend beobachtete Cashflows kann man zu den Frühindikatoren zählen.

4.2.4 Maßstäbe des Cashflows

Als Messlatte der Cashflows sind die Abschreibungen (AfA) geeignet. Im Geschäftsbericht der BASF Ludwigshafen wird der Cashflow aus operativer Tätigkeit (Cf 1) an den Gesamt-AfA gemessen.

D 424-2: Geschäftsbericht der BASF, 2016 - 2020.

https://Bericht.BASF.com/2020/de/Serviceseiten/Kennzahlenvergleich.html#/Datasheet_ar/vertbar/10,11/5,6,7,8,9,14,15,16,17,18,19,22,23,24,25,26,27/periods/0

Zur Beurteilung einfacher Investitionen reicht indes oft ein um die Tilgungen reduzierter Cashflow 1 aus, z.B. bei einer Photovoltaikanlage. An ihm ist schon zu erkennen, ob andere Teilbetriebe des Unternehmers geldlich unterstützt werden können oder ob sogar Cashflow anderer Teilbetriebe "verbrannt" wird.

Sinnvoll erscheint, die Cashflows nicht an den Gesamt-Investitionen zu messen, sondern an einer relativ konstanten Größe des Unternehmens. Da bieten sich die AfA an. Investitionen in Höhe der AfA werden allgemein als „Ersatzinvestitionen“ bezeichnet.

Der Cashflow 3 zeigt, wie viele Eigenmittel nach nichtbetrieblichen Ein- und Auszahlungen und nach Tilgungen (nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen) verbleiben. Frage, ob wenigstens die Ersatzinvestitionen ohne Kredit bezahlt werden können? Auf deutsch: wieviel Luft bleibt zum Atmen, so dass das Unternehmersein auch Spaß macht?

Zweckmäßig erscheinen zwei Messlatten:
   Langfristiger Maßstab:  AfA gesamt
   Mittelfristiger Maßstab: AfA Maschinen und Dauerkulturen
Die AfA für Gebäude sind in den AfA gesamt enthalten. Doch ist es so, dass dort Ersatzinvestitionen in den ersten Jahren nicht zu erwarten sind. Bei den Maschinen (und Dauerkulturen) sind dagegen laufend welche zu ersetzen.

Stufen der Liquiditätsbeurteilung (Anhaltskriterien für die Landwirtschaft)

Achtung: Auch hohe Sparverpflichtungen (z.B. Kapital-Lebensversicherungsbeiträge) begrenzen die Verfügbarkeit des Cf 3 für Investitionen.

Für den Cashflow 3 sind mit der "Ersatzinvestitionsdeckung" auch Relativ-Kennwerte möglich. Es gilt: je höher, desto besser.


Künftige alternative Ziele im Vergleich zur Vergangenheit

In folgender Grafik werden die Ergebnisse der Vergangenheit mit den in Zukunft geplanten Zahlen verglichen. Für das Unternehmen wurden - neben der Optimierung - drei alternative Zielbetriebe kalkuliert. Der Cashflow 3 wird den AfA gesamt (1. Maßstab) und den AfA Maschinen und Dauerkulturen (2. Maßstab) gegenübergestellt.

Der Cashflow 3 ist bei allen fünf Varianten weitaus höher als die Ersatzinvestitionen für Maschinen. Allerdings übertrifft der Cf 3 bei keinem der Zielbetriebe die Ersatzinvestitionen insgesamt (1. Maßstab). Das muss auch nicht sein; denn die AfA für neue Gebäude muss ja nicht gleich wieder re-investiert werden.

D 424-2: Der Cashflow 3 in Relation zu seinen "Maßstäben" - Betriebsanalyse und -planung JUP PS, Blatt G LiqStab


Bei Zukunftsbetrachtungen im Rahmen der unterjährigen Liquiditätsplanung (oder der Betriebsplanung im Schema Jahr-nach-Jahr) ist die konkret geplante Tilgung einzurechnen - anstelle der "Tilgung nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen". Wurde bei solchen Planungen z.B. eine Tilgungsaussetzung berücksichtigt, werden sich die Gesprächspartner (Unternehmer, Berater, Bank) schon im Klaren sein, dass dieser Zustand nicht permanent so bleiben kann. Umgekehrt ist bei einer derartigen Planung auch eine einmalige Einzahlung aus fälligem Sparvertrag o.ä. einzurechnen.

Nachtrag: In der Landwirtschaft werden die Cashflows 1 bis 3 sehr einheitlich verwendet. Die Begriffe im Cashflow-Bereich sind aber nicht genormt. Definitionen für eine ähnlich aufgebaute Cashflow-Staffelrechnung siehe:

https://www.finanzen.net/lexikon/chartanalyse/cashflow
finanzen.net ist ein großes Finanzportal der finanzen.net GmbH

Die Kapitalfluss-Berechnung ist grundverschieden, wie von derselben Autorenschaft betont wird. https://www.finanzen.net/wirtschaftslexikon/kapitalflussrechnung

finanzen.net ist ein Finanzportal der finanzen.net GmbH.

Die Besonderheiten der Kapitalflussrechnung werden nachfolgend entsprechend betont.


4.2.5 Mehrschicht-Cashflows für die Rechnungslegung (= Kapitalfluss-Rechnung)

Die Cashflow-Berechnung vom Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC) und vom International Financial Reporting Standards (IFRS) ist keine Staffelrechnung. Sie ist eine Mehrschichtrechnung (sozusagen ein "Big Mac").

Ursprung dieser Mehrschichtrechnung ist die schon lange bekannte Kapitalflussrechnung. Für sie gilt: 

Summe Kapitalzuflüsse = Summe Kapitalabflüsse.

Erst wenn diese beiden Summen übereinstimmen, ist der Buchhalter zufrieden (z.Z. des Kopfrechnens war das nicht so einfach). Die Kapitalflussrechnung ist also für die Rechnungslegung der Buchstelle wesentlich, teils ist sie sogar vorgeschrieben. Es werden zwei „Sandwichschichten“ auf den Cf 1 draufgesetzt. In den Kapitalfluss sind selbstverständlich Zuflüsse aus neuen Krediten einzubeziehen (Schicht 3 oben im Schema).

Aus der "Summe der Cashflows" ist abzulesen, dass alle Investitionen durch Eigenmittel und durch Fremdmittel bezahlt wurden! Für den Unternehmer ist das banal, trivial, eine Plattitüde, oder?

Den Unternehmer interessiert die Innenfinanzierungskraft (Eigenfinanzierungskraft)! Doch die muss bei diesem Kapitalfluss-Mehrschicht-Verfahren erst noch zusätzlich errechnet werden.

Die Gleichung „Summe Kapitalzuflüsse“ = „Summe Kapitalabflüsse“ ist für die Unternehmensführung genauso bedeutungslos wie "Summe Aktiva = „Summe Passiva". Solche Aussagen sind nicht unternehmerzentriert! Sie sind Teil einer „BWL für Rechnungsleger“! 

Für die Rechnungslegung in den Buchstellen ist natürlich katastrophal, wenn solche Gleichungen einzelbetrieblich nicht gleich zutreffen. Vor Einführung digitaler Buchführungssysteme in den 1970er Jahren war die „Kontenabstimmung“ in der Tat ein arbeitsreicher Teil der Buchstellen-Tätigkeit. Leider wurde vom DRSC vor geraumer Zeit das Wort "Kapitalfluss" durch "Cashflow" ersetzt - ein schlimmer Fall der Begriffsverwirrung!

Der "Free Cashflow" basiert auf den beiden unteren Schichten, die oberste Schicht bleibt außer Betracht. Aber die zweite Schicht berücksichtigt alle Investitionen, also nicht nur die Ersatzinvestitionen (= AfA). Fragliche Konsequenz: Der Free Cashflow ist schlecht, wenn über ihn hinaus Investitionen getätigt werden, und er ist gut, wenn weniger oder nichts investiert wurde.

Fazit: Für Unternehmer sind die Cashflows 1 bis 3 mit den AfA als Maßstab unübertrefflich gut!

4.2.6 Kapitaldienstgrenzen

In der Landwirtschaft wurde die Liquidität jahrzehntelang - auch innerhalb der Buchführungsanalyse - an den Kapitaldienstgrenzen (KDGr) gemessen. Der Begriff war schon verbreitet bevor die Cashflows bekannt wurden. Fundamentaler Zusammenhang:

Es wird sozusagen die gleiche bemalte Glasscheibe einmal von vorne (Cashflow), einmal von hinten (KDGr) betrachtet. Die Frage wird mal aus dieser Richtung, mal aus der Gegenrichtung gestellt. Die Antwort ist spiegelbildlich:

Aus dem Cashflow 3 können die Kapitaldienstgrenzen abgeleitet werden. Die folgenden Berechnungen stimmen, auch wenn man beim Rechengang etwas um die Ecke denken muss.

Herkömmlich sind andere Herleitungen der Kapitaldienstgrenzen im Gebrauch - eine davon:

   Langfristige Kapitaldienstgrenze (KDGr) = Ordentliches Ergebnis +Zinsaufwand
   +nichtbetriebl. Einnahmen –nichtbetriebl. Ausgaben (Privataufwand, Ausschüttungen o.ä.)

Als Relativ-Kennwerte wurde gerne die "Auslastung der KDGr in %" genannt (oder heruntergebetet). Einer der Relativwerte:
    Auslastung der mittelfristigen KDGr %  =  KD / mittelfristige KDGr


4.2.7 Vorzüge der Cashflows

Sie sind vielseitiger einsetzbar als die Kapitaldienstgrenzen:

Die Cashflows geben auch Sinn in Unternehmen ohne Schulden.

Es kann überlegt werden, wie hoch der Preis des wichtigsten Erzeugnisses eines Unternehmens sein muss, damit der Cashflow 3 erlaubt, wenigstens den Ersatz von Maschinen selbst zu finanzieren. Dafür kann z.B. der Milchpreis schrittweise angehoben werden, bis der Cf 3 im gewünschten Bereich ist. So kann der einzelbetrieblich kostendeckende Milchpreis eines Ziegenhalters ermittelt werden. Der errechnete Zielwert kann als Cashflow 3-Schwelle bezeichnet werden.

Man kann zeigen, wann der Cf 3 auf Null sinkt, wenn die Erzeugerpreise fallen (z.B. der Milchpreis). Bei Cf 3 = 0 wird man noch seinen Kreditverpflichtungen nachkommen und privat seine Existenz finanzieren (bzw. etwas ausschütten) können. Aber schon eine kleine Investition (wie z.B. Ersatz einer einfachen Maschine) wird zur Folge haben, dass dafür ein neuer Kredit aufgenommen werden muss.

Anhand des Cf 3 ist die Sensitivität (d.h. Anfälligkeit auf Preisveränderung) in der Betriebsplanung einfach zu demonstrieren.

Mittels des Cf 3 kann (bei Jahr-nach-Jahr-Kalkulationen) auch die Entwicklung der kurzfristigen Verbindlichkeiten vorgeschätzt werden.

Auch bei der unterjährigen Liquiditätsplanung ist der Cf 3 zentral, aufbauend auf dem Geldrohüberschuss aus laufender Geschäftstätigkeit.

Der Cf 3 ist selbst beim geplanten schrittweisen Ende eines Betriebes hilfreich. Gewinn und ordentliches Ergebnis  interessieren nicht, umso mehr aber die Cashflows. Reichen sie in den restlichen Jahren zum Leben und zum Tilgen? In einer solchen Situation über "Kapitaldienstgrenzen" zu reden ist schlicht Unsinn.


4.3 Stabilität

Die Kennwerte der Stabilität sollen zeigen, inwieweit das Unternehmen vor dem Absturz bzw. vor dem "Umwerfen" gefeit ist. Stabilität bedeutet, dass das Unternehmen durch Preistäler, Produktmarktflauten, Zukaufpreisexplosionen, Seuchen und Kalamitäten, Unternehmer-Krankheit und Arbeitsausfall nicht gleich existenziell gefährdet ist. Der Begriff beinhaltet auch die Risiko-Vorsorge.

4.3.1 Bereinigte Eigenkapitalveränderung

Sie soll aussagen, ob Substanzmehrung oder Substanzminderung vorliegt, ob die Unternehmerfamilie bzw. die Unternehmensgruppe "reicher" oder "ärmer" wird, ob ein Eigenkapitalaufbau gelingt. Wie bei den Cashflows 2 und 3 reicht auch bei der "bereinigten Eigenkapitalveränderung" die Analyse in den nichtbetrieblichen (und privaten) Bereich hinein.

D 431: Betriebsanalyse und -planung JUP PS, Blatt Kurz-A, Auszug


Bei der bereinigten Eigenkapitalveränderung sind die AfA (= Wertminderungen) abgezogen, die Tilgungszahlungen aber nicht. Letztere sind ja Auszahlung und Einzahlung zugleich. Das ist der Unterschied zur Cf-3-Berechnung.

Als Beurteilungsmaßstäbe der bereinigten Eigenkapitalveränderung sind drei "Sollwerte" eingeführt:

   • mindestens 5 % des Fremdkapitals
   • mind. 30 % vom ordentlichen Ergebnis
   • mind. 15.000 Euro (Untergrenze, die auch Kleinbetriebe einhalten sollten).

Der Sollwert von 5 % von den Verbindlichkeiten beruht auf der Vorstellung, dass die Schulden in spätestens 20 Jahren getilgt sein sollten. Der Sollwert von 30 % des ordentlichen Ergebnisses ist lediglich eine Orientierung.

Etwas ungewohnt ist sicher für manchen Leser, dass in D 431 eine Zeile für nichtbetriebliche AfA eingefügt ist. Aber Fachlehrerkollegen haben zurecht darauf hingewiesen, dass bei den Cf 2 und Cf 3 die regelmäßigen nichtbetrieblichen Einnahmen ungeschmälert eingerechnet werden können. Bei der bereinigten Eigenkapitalveränderung hingegen müssen die nichtbetrieblichen AfA (= nichtbetriebliche Wertminderungen) prinzipiell herausgerechnet werden.

4.3.2 Eigenkapitalquote in %

Das ist der Anteil des Eigenkapitals am Vermögen des Unternehmens. Für diesen Kennwert sind die Vermögensbewertungen in den Bilanzen unbedingt zu überprüfen, wenn auch nur grob. In der Landwirtschaft kommt hinzu, dass die gesamte eigene Boden mit einem einheitlichen Wert angerechnet werden muss, unabhängig davon, seit wann er zum Betriebsvermögen zählt bzw. was er dereinst gekostet hat.

4.3.2 Fremdkapitaldeckung in %

Im Zähler der folgenden Formel wird das aufsummierte "leicht liquidierbare Vermögen" eingetragen. Dazu wird das Umlaufvermögen (inkl. Geldvermögen) sowie das Anlagevermögen ohne Gebäude und Boden gezählt, also z.B. der Buchwert der Maschinen. Im Nenner wird das Fremdkapital beziffert.

  Fremdkapitaldeckung in % = Leicht liquidierbares Vermögen / Fremdkapital 

Der Beurteilung liegt die Frage zugrunde, ob (z.B. im Falle des Todes der Hauptarbeitskraft im Familienbetrieb) der Verkauf der relativ leicht veräußerbaren Vermögensteile ausreicht, um die Schulden abzulösen. Sobald das leicht liquidierbare Vermögen kleiner ist als das Fremdkapital, liegt der Wert unter 100 %.

4.3.4 Veralterungsgrad in %

Hierfür werden die Buchwerte von Maschinen, Betriebsvorrichtungen, Gebäude und Dauerkulturen in Prozent der Anschaffungs- oder Herstellungskosten berechnet. Je höher der Prozentwert, desto jünger. Dabei genügt der Veralterungsgrad vom letzten WJ.

D 264: Betriebsanalyse und -planung JUP PS, Blatt Kurz-A, Auszug

Ein hoher Veralterungsgrad (Buchwert also nahe am Neuwert) kann gleichwohl problematisch sein, wenn dieser durch eine immense Verschuldung erkauft wurde. Ein niedriger Veralterungsgrad kann einen Fixkostenkünstler anzeigen, aber auch einen Investitionsstau. Sofern entsprechend Eigenmittel privat geparkt wurden, die wieder in das Unternehmen eingebracht werden sollen (z.B. wenn die Berufswahl eines Nachfolgers geklärt ist), ist die Stabilität positiv zu beurteilen, auch bei niedrigen Veralterungsgraden.

Die „traditionelle Jahresabschlussanalyse“ ist damit abgeschlossen. In der Praxis kommt es darauf an, möglichst bald in die „erweiterte Analyse“, d.h. in die einzelnen Betriebszweige bzw. Produktionsverfahren, einzusteigen. Das interessiert den Unternehmer vorrangig, denn da werden ggf. "Stellschrauben" erkennbar, um die er sich kümmern muss.

Es ist anzufügen, dass die erwähnten Kriterien Rentabilität, Liquidität und Stabilität auch für die Beurteilung der Planung von alternativen Zielbetrieben bzw. für Jahr-nach-Jahr-Planungen zu gebrauchen sind.

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Zitat zum Cashflow 3

"Jetzt kommen Sie endlich zum Gewinn, so wie wir ihn sehen" (Fachschüler B., 2004). Diese Bemerkung fiel, nachdem der Fachlehrer - von der Rentabilität und Stabilität kommend - schließlich beim Cashflow 3 angelangt war.

Zitate zu den Cashflows im Allgemeinen

"Ich fange meine Abschlussbesprechungen nun immer mit den Cashflow 1 bis 3 an. Denn falls ich mit dem Gewinn beginne, haben die Kunden schon abgeschaltet, wenn ich zum Cashflow 3 komme“ (Unternehmensberater T.).

"Die Cashflows 1 bis 3 verstehen unsere Kunden. Es ist aber so, dass unser internes Bilanzauswertungsprogramm nach Cashflow aus Finanzierungstätigkeit usw. aufgebaut ist. Meine Feststellung ist, dass die Unternehmer dieses System nur schwer verstehen" (Bankexperte H.).

„Die drei wichtigsten Finanzkennzahlen sind der Deckungsbeitrag (MW=1,74), der Unternehmensgewinn (MW=1,98) und der Cashflow (MW=2,04)“.  (Befragung von Landwirten unter Leitung von Prof. Theuvsen, Uni Göttingen, und Prof. Sundermeier, Uni Kiel, zum Kennzahleneinsatz, 2015. MW = Mittelwert der Benotung).

"Der Cashflow ist vermutlich die betriebswirtschaftliche Kennzahl mit der größten Verbreitung" (Jörg Carstens – Camac Solutions, Softwareanbieter, 2021).

Zitate zu Stabilität und Risikovorsorge

"Man muss als Landwirt den Konsum von zwei Jahren in leicht liquidierbarer Sparreserve vorhalten, damit man auch Preistäler durchhalten kann" (Familienunternehmer W.).

"Leib zittre jetzt im Winter nicht, du hast im Sommer gut gelebt" und "Spare in der Not, da hast du Zeit dazu" (ironische Sprüche der Dienstmagd W. aus Schlesien).

“Mein Bruder ist mit seiner Frau nach Kanada ausgewandert, sie hatten dort eine Farm gekauft. In Kanada gibt es keine Gebäudebrand-Pflichtversicherung. Eine freiwillige Versicherung haben sie nicht abgeschlossen. Die Farm ist aber dann abgebrannt. An einen Wiederaufbau war nicht zu denken“.

Zitat zur Eigenkapitalquote

Vereinzelt gibt es Unternehmen mit 100 % Eigenkapitalquote, z.B. das familiengeführte Textilunternehmen "Trigema" mit rund 1.000 Mitarbeitern. Der 1942 geborene Chef hat 1969 von seinem Vater umgerechnet 8,7 Mio Euro Schulden übernommen, die 1975 zurückbezahlt waren (zitiert aus Wikipedia).

Mathematiker-Witz zu Standortbestimmung

Eine Gruppe von Ballonfahrern weiß nicht, wo sie sich befindet. Sie lassen den Ballon sinken und fragen einen nachdenklichen Wanderer auf der Landstraße: „Wissen Sie, wo wir sind?“. Der Angesprochene, ein Mathematiker, antwortet: „Sie sind in der Gondel eines Ballons!“